Haarige Angelegenheit – das Wichtigste zum Fellwechsel
Wenn die Tage endlich wieder länger werden und der Frühling den Winter ablöst, dann werfen wir die dicken Winterjacken in den Keller und können das wärmere Wetter kaum erwarten. Das kostet uns keine große Anstrengung. Der Organismus unserer Pferde leistet hingegen Schwerstarbeit, um sich auf die neuen äußeren Bedingungen einzustellen. Das dichte, warme Winterfell wird durch ein kurzes Sommerfell ersetzt. So ein Fellwechsel benötigt nicht nur Energie, sondern auch Zeit. Abhängig von den Witterungsbedingungen und der Haltungsform, kann sich der Fellwechsel bei Pferden über wenige Wochen bis hin zu Monaten erstrecken.
Temperatur und Tageslicht
Wann beginnt eigentlich der Fellwechsel? Der Fellwechsel beim Pferd wird nicht erst mit dem Abwurf des alten und spröde gewordenen Winterfells eingeläutet, sondern beginnt bereits Wochen vorher im Stillen. Los geht es sobald die Tage länger werden, also kurz nach Winteranfang (21. Dezember). Eine Hormonumstellung läutet die Stoffwechselumstellung ein. Die veränderte Tageslänge und somit das Sonnenlicht sind dafür verantwortlich, dass Hormone wie z.B. das Melatonin ihren Beitrag dazu leisten. Das Hormon ist unter anderem für den Biorhythmus zuständig. So wird der Schlaf-Wach-Rhythmus und auch der Fellwechsel gesteuert. Für uns Pferdebesitzer ist dies noch nicht sichtbar, daher werden die Pferde ernährungsphysiologisch meist viel zu spät auf den Fellwechsel vorbereitet.
Der Wechsel vom Winter- auf das Sommerfell ist weitaus Energie- und Vitalstoff zehrender, als der Fellwechsel vom Sommer zu Winter. Gerade alte und kränkelnde Pferde, stoffwechselbelastete Pferde und Pferde mit Sommerekzem tun sich mit dem Anlegen eines neuen Haarkleides besonders schwer.
Fütterung im Fellwechsel
Indem wir korrekt füttern, können wir unsere Pferde ein bisschen unterstützen. Für den Fellwechsel benötigt der Pferdekörper viel Energie. Auch der Bedarf an Spurenelementen wie Zink, Kupfer und Selen steigt. Mangelt es dem Pferd an diesen Stoffen, klappt zwar der Fellwechsel, aber das Immunsystem wird geschwächt. Das erklärt, warum viele Pferde im Fellwechsel anfälliger für Infektionen, wie z.B. Atemwegserkrankungen sind. Hier sollte auf eine ausreichende Mineralstoffversorgung geachtet werden!
Allgemein positiv auf Haut und Fell wirken Öle, möglichst kaltgepresst und mit ungesättigten Fettsäuren. Besonders gezielt und wirkungsvoll auf Haut und Fell wirkt Mariendistel- und Leinöl. Dieses kann mit 20 ml pro 100 kg Körpergewicht des Pferdes pro Tag zum Krippenfutter gefüttert werden. Aber Vorsicht! Zu viel schadet dem empfindlichen Pferdedarm!
Mariendiestel ÖlAußerdem können gesunde Pferde im Winter auch regelmäßig „frisches“ Futter, d.h. Saftfutter wie Möhren oder Rote Bete bekommen, denn darin sind auch wichtige Vitamine enthalten. Bei einem ca. 500 – 600 kg schweren Pferd können Mengen bis zu 2 kg pro Tag gefüttert werden.
Eine ausgewogene Fütterung mit angepassten Gehalten an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sorgt für Vitalität und ist die beste Grundlage für einen leichten Fellwechsel.
Wenn man sich jedoch unsicher ist was das Pferd wirklich benötigt hilft eine individuelle Futterberatung, außerdem kann ein Blutbild Aufschluss darüber geben, ob bereits ein Mangel vorliegt.
Fellpflege
Wir können unseren Pferden außerdem helfen, wenn wir in der Zeit des Fellwechsels mit den dazu geeigneten Kämmen und Striegeln das alte Haar auskämmen. Der Vorteil an der Fellpflege mittels spezieller Striegel liegt auch darin, dass die Haut durch die kreisenden Bewegungen regelrecht massiert wird und die dadurch gesteigerte Durchblutung der Haut den Prozess des Fellwechsels unterstützt.
Waschungen während des Fellwechsels sollten eher vermieden werden, da das noch anhaftende Winterfell und die Unterwolle die Pferde sehr schlecht trocknen wird.Die Gefahr einer Infektionserkrankung steigt dadurch massiv an. Darüber hinaus wird der pH-Wert der Haut verändert und tötet wichtige Keime ab, die zum Schutz vor Hautinfektionen sehr wichtig sind. Außerdem wird der natürliche Fettfilm, der auch zum Schutz vor Nässe dient, durch die Laugen in den Shampoos herausgewaschen. Nach dem Fellwechsel spricht natürlich nichts gegen eine gründliche Reinigung. Dafür sollte ein auf die empfindliche Pferdehaut abgestimmtes Shampoo verwendet werden. Am besten eignet sich dafür ein warmer, sonniger Tag.